Das Original. Nachdem ich schon die engen Verwandten der Minox vorgestellt habe, zäume ich nun gewissermaßen das Pferd von hinten auf.

Die Minox 35 war zweifellos ein Meilenstein in der deutschen Kamerageschichte. Sie wird immer die kleinste 35-mm-Kamera der Welt bleiben, weniger Gehäuse um eine Kleinbild-Filmpatrone herumzubauen, gelang niemand mehr. Das liegt sicher auch daran, dass die weitere Entwicklung von Miniatur-KB-Kameras durch die Einführung der Digital-Technik obsolet wurde. Die Mini-Dimensionen der Kompakt-Digicams unterschreiten die Maße der Minox bei weitem.

Aber was war das seinerzeit (1974) für eine Sensation: Es gelang, die Maße der Rollei 35, die bis dahin als die kleinste KB-Kamera galt, zu unterbieten. Auch das Gewicht machte die Minox (zusammengeklappt) zu einer echten Taschenkamera. Von vornherein nahm man dem Fotografen die Mühe der Belichtungsberechnung ab - die Minoxen hatten Zeitautomatik, später auch Programmautomatik. Das Objektiv, ein Vierlinser (Tessar-Typ) hat einen sehr guten Ruf und eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem Objektiv der Vivitar 35EM compact.

Ein Entfernungsmesser ist bei einer Brennweite von 35 mm nicht unbedingt nötig - er hätte sicher die Kompaktheit beeinträchtigt.

Nicht verschweigen möchte ich ein paar Eigenschaften, die man zu den „Schwächen“ der Minox 35 zählen kann: Der Filmtransporthebel muss zweimal bewegt werden, um ein Bild weiterzutransportieren. Für den heutigen Gebrauch muss man beim Batterie-Ersatz improvisieren, die PX27 (Quecksilber, 5,6 Volt) gibt’s nicht mehr. Frontlinsenverstellung statt Gesamtverschiebung des Objektivs wie bei den Konkurrenten - die optische Einschränkung ist allerdings vernachlässigbar. Die mechanische Zuverlässigkeit ist nicht absolute Spitzenklasse - diese Erfahrung habe ich selber gemacht.

Aber trotz allem: die Minox 35 ist und bleibt ein Highlight des Kamerabaus. Die erste Minox 35 (1974) war übrigens eine Minox EL, die abgebildete GT hatte noch zusätzlich Selbstauslöser und Gegenlichttaste. Die GT war auch die erfolgreichste Version mit über 600000 Stück.

Äußerst umfassend wird man auf dieser Seite über die Minox 35 informiert. Der Verfasser ist sehr angetan von der Minox, was aber dem objektiven Informationsgehalt keinen Abbruch tut. Allerdings würde ich die der Minox „nachempfundenen“ Kameras nicht als „Plagiate“ bezeichnen, „geistiger Diebstahl“ ist doch etwas zu hart.